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VON BERUF SACKERIN
Frühmorgens um sechs, eh man sich besinnt,
auch hier in der Mühle die Arbeit beginnt.
Ich schlüpf` in den Kittel, schmutzig ist er,
denn bei meiner Arbeit staubt es oft sehr.
Jetzt geh` ich zum Schaltpult und bringe hier,
die Maschinen in Gang für Stockwerk vier.
Dann erklimm` ich die Stufen, setze Bein vor Bein,
durch das Fenster dringt fahl das Tageslicht ein.
Pustend oben angekommen,
wird mit der Arbeit gleich begonnen.
Die Säcke gefüllt, mit Mehl im Nu,
ich fahre sie weg und binde sie zu.
Sie müssen stehen, in langen Reih`n,
wie die Soldaten, denn Ordnung muss sein.
Bei meiner Arbeit, da brauch` ich ihn nicht,
den Stoff aus vergangenem Schulunterricht.
Ein bisschen schade? Mag schon sein,
doch diese Arbeit, die ist nun mal mein!
ANMERKUNG DER AUTORIN 40 JAHRE SPÄTER:
Na, merkt Ihr was, Mädels von damals, Mädels von hier? Bereits so zeitig in unserem Leben, mit Anfang und Mitte 20, fühlten wir uns angekommen, am Ziel vieler Wünsche und Träume, obwohl Knappheit in allen Bereichen an der Tagesordnung war!
Besaßen wir doch als „werktätige“, meist mobile Frauen, Wohnung oder Haus (ein „Lada“ war oft teurer), einen Mann, der natürlich auch arbeiten ging (oder mehrere hintereinander, denn Scheidung gabs auch) fast immer Kinder, die wir versorgt und trotz Kita selbst betüddelt haben, damit das von Oben geplante System, von dem wir unverzichtbarer Teil waren, auch funktionierte. So weit, so gut! Oder wohl eher, doch nicht so gut?
Um in mir ein ähnliches ICH BIN FÜR ANDERE BEDEUTSAM UND WERDE GEBRAUCHT-Gefühl, zu erleben, trage ich heutzutage die alleinige Verantwortung und muss jeden Tag aufs Neue richtig etwas dafür tun. Ich fände es schön, wenn es bei ALLEN so wäre!
DIE MÜHLE
(Es geht um die Wassermühle Findenwirunshier in Neu Kaliß)
Die Mühle wurd betrieben
mit Wasser aus der Eld`.
Es durfte nur nicht frieren
Herr Markurth brauchte Geld.
Er hat es nicht geleugnet.
Auch nicht vor Gericht.
Wir haben ihn enteignet
Und brauchen Markurth nicht.
Das Korn kommt maschinell.
Per Wasser und per Bahn.
Die Annahme geht schnell.
Wir legen uns Vorrat an.
Die Vermahlung automatisch.
Keine Schwerstarbeiten mehr.
Die Einteilung systematisch.
Zwei Mann pro Schicht langt her.
Der Mehltransport im Sack
soll nicht mehr Zukunft sein.
Wir füllen es deshalb zack
In große Tankwagen rein.
Man kann auch Mehl beschauen
Zehn Tüten in einem Paket.
So packen es die Frauen,
wenn der Automat nur geht!
ANMERKUNG DER AUTORIN 40 JAHRE SPÄTER:
Ja, es ist wahr! Dieses Gedicht entstammt meiner Feder und ich war stolz darauf, weil es sogar im Heft meines ZIRKELS SCHREIBENDER ARBEITER veröffentlicht wurde. Die Bildung und Erziehung, die sich die Jahre davor über mich ergoss, hatten gewirkt und eine echte SOZIALISTISCHE PERSÖHNLICHKEIT hervorgebracht, nicht wahr?
Deshalb war es besonders wichtig für mich, am 14. April 2019, in der Neu Kalißer Johanniskirche zu sitzen und live DIE ANDERE SEITE namens Harald Markurth zu hören! Er war der Einladung der Initiatoren gefolgt und erzählte vom ROTEN SOFA aus, seine Sichtweise auf das erlebte Unrecht.
Wie so oft dachte ich danach: GUT, DASS WIR GEREDET HABEN!
ANMERKUNG DER AUTORIN im Oktober 2023:
„ELDE-MÜHLE-MEHL“
ist der Name einer SONDERAUSSTELLUNG im MUSEUM der STADT PARCHIM, die vom 4. April bis 30. Juni 2025 für jedermann zugänglich ist. Erfreut darüber, dass auch ich, Karin Miklis, aktiv daran mitwirken darf, ergänze ich meine bisherigen Einträge an dieser Stelle zu ALTES, Ende März 2025, mit einem weiteren Gedicht aus meiner literarischen „Schatzkiste“.
Es entstand Mitte der Achtziger, nachdem ich unseren damaligen OBERMÜLLER der MÜHLE NEU KALIß, Herr Walter Masuch, zu seinem beruflichen Werdegang an einem Samstag bei sich zu Hause, interviewt hatte. In den Besitz SEINER JACKE (siehe Foto), gelangte ich erst später, auf Umwegen. Herzlich DANKE ich meinen ehemaligen Kollegen Dieter Viebrock dafür!
„Die Geschichte eines Müllergesellen“
Ich bin noch ein alter Müllergesell,
die Hosen verblichen, die Haare ganz hell.
Ich zog einst los, um zu suchen das Glück
und kam mit viel Erfahrung zurück.
Ich ging zur Mühle, was sollte ich machen,
woanders gab es auch nichts zu lachen.
Die Unterkunft war gut, das Essen nicht schlecht,
der Meister war streng, aber gerecht.
Ich bekam auch Lohn, ich sag’ Euch das,
dreißig Mark im Monat, das war schon was.
Drei Jahre Lehrzeit, schnell waren sie um,
die Prüfung bestanden, ich war ja nicht dumm.
Dann folgte nach alter Tradition die Wanderschaft
Unter freiem Himmel schlief ich ganz feste,
der Mond und die Sterne, die warn meine Gäste.
Und wenn ich an eine Mühle gekommen war,
dann ging auch das, mit der Arbeit meist klar.
„Steine schärfen“, mussten wir Wandersleute,
drum sind unsere Hände, voll Splitter, noch heute.
Auch schöne Mädchen, die gab es, fast überall,
doch nur mal „zur Probe“, war überhaupt nicht mein Fall.
Zu DDR-Zeiten, ist dann alles anders gekommen,
das VOLK hat die MÜHLE in Besitz genommen.
Der Lohn wurde höher und auch Urlaub gabs mehr,
es kamen auch neue Maschinen daher.
Somit blieb ich, in der MÜHLE, insgesamt wirklich lang
und zog mit den Kollegen an einem Strang.
Und nun schau in mein Gesicht. Du siehst an den Falten,
ich bin nicht mehr jung, sondern gehör‘ zu den Alten.
Der Jugend von heute und dazu gehörst ja auch Du, Karin,
übergeb‘ ich den Stab mit den Worten: „GLÜCK ZU“.
CC-KaMi COMMUNITY
Inh. Karin Miklis
Visionärin im Dömitzer Kaufhaus
Ludwigsluster Straße 25
19294 Neu Kaliß
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